Innovation und Kreativität vs. Angst und Scham

18.01.2023

Für verbesserten Lesefluss wird in diesem Text auf Gendern verzichtet. Selbstverständlich mögen sich alle Leser angesprochen und respektiert fühlen!

Innovation und Kreativität - Der Schlüssel zum Unternehmenserfolg 
Angst und Scham - Der Schacht, in den der Schlüssel zum Unternehmenserfolg fallen kann

Was ist Angst?

Angst ist eine natürliche Emotion, die als Reaktion auf eine wahrgenommene Bedrohung oder Gefahr entsteht. Wichtig ist hier, dass die Bedrohung nicht real vorhanden sein muss, sondern als solche empfunden wird. Das reicht bereits aus. Eine Wahrnehmung von Bedrohung oder Gefahr kann durchaus auch die Präsentation von Quartalszahlen oder eines kreativen Konzeptes sein. 

Es ist ein komplexes Erleben und oft ein sehr intensives Gefühl, welches sich sowohl mental als auch körperlich ausdrücken kann. Nervosität, Besorgnis und Unsicherheit sind zum Beispiel emotionale Ausdrücke der Angst. Herzklopfen, beklemmendes Gefühl in der Brust, Magen- oder Rückenschmerzen, Schweißausbrüche und Atemnot können physische Ausdrücke der Angst sein.

Was ist Scham und was macht sie so toxisch?

Im Allgemeinen bezieht sich Scham auf das Gefühl, dass man in den Augen anderer negativ beurteilt wird, bzw. man selbst der Meinung ist, negative Eigenschaften zu besitzen. Scham führt dazu, dass man sich selbst als Person in Frage stellt. Im Ergebnis kann das zu einem gestörten Ich-Erleben führen.

Es ist ebenfalls ein sehr komplexes emotionales Erleben, welches von einer Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden kann und im Extremfall bis hin zu psychischen Krankheiten - wie beispielsweise Depressionen - führen kann.


Wie entsteht Scham ursprünglich?

Negative Erfahrungen und daraus abgeleitete Glaubenssätze können dazu führen, dass sich eine Person wertlos, minderwertig oder unzulänglich fühlt:

- Kindheitserfahrungen wie Vernachlässigung, Ablehnung etc.

- Kritik und Demütigung von Bezugspersonen (z.B. auch in der Schule von Lehrern oder Mitschülern)

- „Ich bin minderwertig/werde nicht gesehen/unfähig“

- „Ich gehöre nicht dazu“ „Ich bin ausgegrenzt“

- „Ich traue mich nicht“ 

- „Erfolge kann ich nicht fühlen“

- „Ich kriege das nicht hin“

Ergebnis:

- Soziale Vergleiche („Bin ich besser/schlechter als die anderen?“)

- Perfektionismus („Ich muss besser sein als die anderen!“)

- Narzissmus („Natürlich bin ich besser als die anderen!“)

Diese Ergebnisse können wiederum die Schamgefühle verstärken und es kann zu einer teuflischen Spirale der Scham kommen.

Ein richtig guter Freund, der absolute Best Body der Scham ist der Narzissmus. Denn Scham spielt oft eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von narzisstischem Verhalten. 

Grundsätzlich ist es ein natürliches, menschliches Bedürfnis, sein eigenes Selbstwertgefühl zu stärken. Bei Betroffenen, die starke narzisstische Verhaltenszüge zeigen, ist diese Stärkung ein ständig vorherrschender Drang. Sie betonen ihre Erfolge und setzen diese in den Vordergrund, während sie gleichzeitig die Menschen, die sie umgeben, ständig herabsetzen. Oft, ohne es zu bemerken. Oder mit Verharmlosung: „War doch nur ein Spaß, sei doch nicht so empfindlich ...“

Folgende Verhaltensweisen lassen sich bei narzisstischen Führungskräften häufig beobachten:

1. Kontrolle

- Sie wollen über alle Aspekte der Mitarbeiter und ihrer Arbeit informiert sein und wollen in alle Entscheidungen miteinbezogen werden.

- Sie geben Anweisungen, ohne Rücksicht auf die Meinungen und/oder Bedenken der Mitarbeiter.

2. Lob und Kritik

- Sie fühlen sich bei Kritik meist persönlich angegriffen und reagieren von oben herab oder auch aggressiv.

- Sie loben ihre Mitarbeiter übertrieben mit Bezug auf sich selbst („Mein Mitarbeiter ist immer nur so gut wie ich ihn mache.“).

3. Konkurrenz

- Sie betrachten ihre eigenen Mitarbeiter oft als Konkurrenten anstatt als eine Bereicherung für das Team und/oder das Unternehmen.

- Sie streben immer nach dem besten Erfolg, auch auf Kosten anderer Personen.

4. Mangelnde Empathie

- Die hohe übertriebene Beschäftigung mit sich selbst überdeckt alles. So können die Bedürfnisse von Mitarbeitern nicht gesehen werden.

- Sie reflektieren ihre Verhaltensweisen nicht und können so auch nur sehr schwer neue Verhaltensmuster erlernen.

Diese Verhaltensweisen wiederum können bei Mitarbeitern zu Angst- und Schamgefühlen führen. Dieser Prozess verläuft meist top-down und kann verheerende Auswirkungen haben:

  1. Entstehung eines toxischen Arbeitsumfelds, welches für Mitarbeiter belastend sein kann

  2. Hemmung von Zusammenarbeit und Teamarbeit

  3. Geringere Motivation und Produktivität

  4. Verlust von Effizienz

  5. Erhöhte Fluktuation nach ggfs. zunächst innerer Kündigung und Krankheit

  6. Fehlende Risikobereitschaft

  7. Verhinderung neuer Ideen und Innovationen


Lösungsideen – Der Draht, mit dem man den Schlüssel zum Unternehmenserfolg wieder aus dem Schacht fischen kann.

Zunächst: es gibt weder ein Patentrezept oder noch ein Konzeptpapier, an welchem man sich abarbeiten kann. Aber es gibt Ansätze, die man in die Unternehmenskultur einbauen sollte, wenn man etwas verändern möchte.  

1. Feedback zur eigenen Person einholen

Lassen Sie sich von unterschiedlichen Mitarbeitern Feedback über Ihr Verhalten geben. Hierbei ist es sehr wichtig, dass dieses ehrlich abgegeben wird. 

Auch wenn es weh tut: lassen Sie die Mitarbeiter anonym schreiben, was sie über Sie denken und nehmen Sie sich das zu Herzen. 

2. Wertschätzende Feedbackkultur etablieren

Einzelgespräche und/oder Gesprächsrunden mit offener und transparenter Kommunikation führen, um Vertrauen und Verständnis zu schaffen. So entsteht eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und Verbesserns. 

3. Fehlertoleranz etablieren oder stärken

Misserfolge und Fehler sollten immer als Chance zur Weiterentwicklung gesehen werden und nicht negativ konnotiert werden. 

4. Maßnahmen zur Förderung von Mitarbeitern ergreifen

Je mehr das Selbstwertgefühl von Mitarbeitern gestärkt wird, desto größer ist die Chance, dass sie mit hohem Engagement und Risikobereitschaft Neues erschaffen.

5. Achtsamkeit

Achten Sie auf Ihr eigenes Verhalten, vor allem in Stress-Situationen. Hinterfragen Sie sich, wie Sie grundsätzlich bei Kritik reagieren. Hinterfragen Sie sich, wie Ihr Auftreten bei Mitarbeitern ankommen könnte.

Fazit – Aus meiner Sicht der Dinge:

Innovation und Kreativität sind der Schlüssel zum Erfolg von Unternehmen. Um diese Faktoren zu fördern, sollten Angst- und Schamgefühle im Unternehmen minimiert werden. 

Die Etablierung einer wertschätzenden Feedbackkultur und Fehlertoleranz sowie die Förderung und Forderung von Mitarbeitern sind ein Baustein, der viel ausmachen kann.

Durch „vulnerable Leadership“, also durch eine Führungskultur, in der sich das Management verletzlich zeigt, offen und transparent kommuniziert, eigene Unsicherheiten nicht versteckt, Gefühle nicht maskiert, kann es gelingen, Angst- und Schamgefühle im Unternehmen zu minimieren. Dies wird zu einer höheren Innovationsfähigkeit und Kreativität führen und somit zum Erfolg des Unternehmens beitragen.