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Moderner Führungsstil: Was braucht ein guter Chef heutzutage?

Der Arbeitsmarkt verändert sich ständig und mit ihm auch die Anforderungen an den Führungsstil. Die junge Generation wünscht sich eine ausgeglichene Work-Life-Balance und flache Hierarchien. Und auch der anhaltende Fachkräftemangel veranlasst Chefs, mehr auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Mitarbeiter:innen einzugehen. Wie kann das gelingen?

Moderner Führungsstil versus Veralteter Führungsstil

In vielen Unternehmen herrschte lange Zeit ein stark hierarchisch geprägter Führungsstil vor. Das bedeutete, dass Entscheidungen innerhalb der Führungsriege getroffen und den Mitarbeiter:innen dann verkündet wurden. Oder sollte ich sagen “herrscht immer noch”?

Dieser Führungsstil ist zum Nachteil aller Beteiligten. Für die Mitarbeiter:innen birgt es ein mächtiges Frustrationspotential, wenn sie nur ausführen dürfen und nicht am Prozess beteiligt werden. Das fühlt sich an wie früher, in der Kindheit, wenn die Kinder rausgeschickt wurden, wenn es “spannend” wurde. So auf die Art: ”Das ist noch nichts für Dich…” 

Das mittlere Management neigt dazu, die Verantwortung gern weg zu schieben (auch nach unten), um vor Entscheidungen auszuweichen: “Könnten Sie das mal weiter nach oben präsentieren, mein Kalender ist gerade soooo voll …”. 

Und für die Führungskräfte kann es ebenfalls sehr belastend sein, wenn der gesamte Entscheidungsdruck auf ihnen ruht und wenig Raum für Austausch bleibt.

Mitarbeiter in Entscheidungen und Prozesse involvieren

Kein Wunder, dass solche Führungsstile mittlerweile als veraltet gelten. Wer heute ein guter Chef sein will, muss seine Mitarbeiter:innen mit einbeziehen. Es geht nicht nur um Zahlen und Fakten, sondern um Menschen und Werte. 

Auf dieser Basis entsteht wieder mehr Raum für Kreativität und Ideen. Besonders förderlich dafür ist die Erlaubnis, sich verletzbar zu zeigen. Leider ist das aber noch lange nicht überall angekommen. Gerade in großen Konzernen hat man oft das Gefühl, dass es sich noch nicht rumgesprochen hat.

Vulnerable Leadership: Moderne Mitarbeiterführung

Der Begriff “Vulnerable Leadership” wurde von der amerikanischen Sozialpsychologin Brené Brown geprägt. Er bedeutet in etwa so viel wie “verletzlicher Führungsstil.” Gemeint ist damit, dass sich auch Führungskräfte verletzlich zeigen dürfen. 

Menschliche Werte als Teil der Unternehmenskultur

Verletzlichkeit bedeutet, sich ins Ungewisse zu wagen. Raus in die unbekannte Steppe, wo es wenig Schutz durch Bäume gibt. Risiken einzugehen und seine Gefühle zu zeigen. 

Verletzlichkeit bedeutet nicht, schwach zu sein. Das wird oft verwechselt. Zum Anderen bedeutet es aber auch, dass menschliche Werte mehr und mehr an Bedeutung gewinnen: Empathie, Offenheit für individuelle Voraussetzungen und Situationen, die Bereitschaft, sein Gegenüber als Menschen und nicht als Mitarbeiter zu sehen. Es bedeutet: Vertrauen. 

Die Idee dahinter? Kein Mensch ist ohne Gefühle. Auch kein Chef. Gefühle sind dafür designt, gezeigt zu werden und nicht dafür da, um sie hinter einer Maske zu verstecken.  Das Verhältnis zwischen Mitarbeiter:innen und Führungskräften auf ein maskiertes Verhältnis zu gründen schafft Distanz und wirkt unauthentisch. 

Das bringt viele Schwierigkeiten mit sich: Mitarbeiter, die nicht gehört werden, wenn sie etwas zu leise “es ist zuviel” sagen und dann bis zum sprichwörtlichen Umfallen arbeiten, Führungskräfte, die genau diese Situation kennen, aber der Meinung sind, “da muss man durch”, weil man sonst sein Gesicht verliert, das vorn auf der Maske aufgemalt ist.

Authentizität in allen Bereichen

Zeigen sich Führungskräfte menschlich in ihren ganzen Facetten, entstehen Beziehungen auf Augenhöhe. Es entstehen wertschätzende und wohlwollende Verbindungen, aus denen wiederum viel mehr Kreativität und auch Leistung entstehen kann. 

Und auch Führungskräfte  fühlen sich mit Sicherheit wohler, wenn sie sie selbst sein dürfen und nicht eine Rolle erfüllen müssen. Dadurch kann viel Energie freigesetzt werden, die ansonsten für die Maskerade blockiert ist.

Moderner Führungsstil: Wie lässt sich das umsetzen?

Selbstreflexion als Basis

Um bestehendes Verhalten zu verändern, ist es erstmal notwendig, die eigenen Muster zu erkennen. Dafür braucht es Selbstbeobachtung und das Hinterfragen des Beobachteten. 

Wenn Sie als Chef zum Beispiel immer wieder irritiert sind von einem bestimmten Verhalten eines Mitarbeiters, könnte es sich lohnen, das mal genauer anzuschauen: Wieso macht mich dieses Verhalten wütend? Was passiert mit mir in diesem Moment? Was brauche ich, um weniger emotional zu reagieren? Was ist das eigentlich hier gerade für ein komisches Gefühl??

Auch das sind übrigens Fragen, die wir uns bei meinen Führungskräfte-Coachings in Unternehmen genauer anschauen.

Wir sind hochsoziale und damit empathische Wesen

Wenn man sich so umschaut, scheinen das viele von uns vergessen zu haben. Aber tatsächlich basieren unsere Beziehungen darauf, dass wir das Erlebte des Anderen nachempfinden können. 

Wir sind die sozialsten Wesen auf diesem Planeten, auch wenn wir das in der heutigen Zeit oft nicht glauben können. Ohne Beziehungen können wir nicht überleben. “No connection” führt zu Einsamkeit bis hin zur Depression. Das hat die Corona-Zeit eindrucksvoll gezeigt. Auch das Verhalten im Homeoffice birgt Gefahren für die Psyche. Wenn es aber gelingt, trotz digitalisierter Zusammenarbeit eine Verbindung herzustellen, kann auch das gut funktionieren. 

Bereitschaft, sich in den anderen hineinzuversetzen stärken

Denn schließlich haben wir Menschen die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme. Die sollten wir nutzen. 

Geben wir uns und unserem Gegenüber die Chance, sich zu öffnen, Fehler zu machen, zu scheitern. Nur dort, wo keine Kultur der Angst herrscht, gibt es Raum für Innovation und Kreativität – und das ist die Basis für jedes erfolgreiche Unternehmen.

Kommunikation auf Augenhöhe

Meine These: Es gibt viel ungenutztes Potenzial in Unternehmen. Warum? Weil wir Menschen eine sichere und offene Unternehmenskultur brauchen, um uns zu trauen, unsere Gedanken zu teilen. Vor allem dann, wenn sie vielleicht noch unausgereift sind oder sich auf ein “Ich kann nicht mehr” beziehen.

Zurückhaltung aus Angst

Viele Mitarbeiter:innen halten sich dann zurück, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass sie sich damit keine Freunde in der Chef-Etage machen. 

Schlimmer noch: Aus Angst vor schlechter Bewertung einer Idee oder der ganzen Person (Achtung! Scham-Attacke!), kommen gute Ideen gar nicht erst ans Licht, dafür aber schlimmste Stressreaktionen bis hin zum Burnout. “Wer noch nie einen Burnout hatte, hat offensichtlich noch nie für eine Sache gebrannt” scheint manchmal zu gelten. Absurd.

Wie also können Führungskräfte ihre Mitarbeiter:innen motivieren, ihre Gedanken und Ideen und auch ihre Ängste zu teilen? Indem sie mit ihnen auf Augenhöhe kommunizieren und ihnen das Gefühl geben, dass alles willkommen ist. “Setzen, 6!” ist schon lange nicht mehr zeitgemäß, wird aber im übertragenen Sinne immer noch gern eingesetzt.

Das führt nicht gerade dazu, dass sich die Mitarbeiter:innen gesehen und ernst genommen fühlen. Kommunikation auf Augenhöhe zahlt wiederum auf das komplette Zufriedenheitskonto ein.

Fazit

Dare to lead – Sich trauen, zu führen. So heißt der Bestseller von Brené Brown. Und genau darum geht es bei modernen Führungsstilen. Gute Chefs müssen sich trauen, Gefühle zu zeigen, Vertrauen zu schenken, sich verletzlich zu zeigen. 

Um ihrer selbst willen, weil sie nur so der hochkomplexen Aufgabe einer Führungskraft langfristig gerecht werden können. Und auch wegen ihrer Mitarbeiter:innen, weil nur so eine Atmosphäre des Vertrauens entstehen kann, die es für Innovation und Kreativität braucht. Das zahlt sich dann wiederum auf die Gesamtleistung des Unternehmens aus.

Übrigens: Weil all das Hand in Hand geht, beziehe ich in meinen Workshops auch gerne Führungskräfte und Mitarbeiter:innen ein. 

Eine Podcast-Folge mit mir bei “Wirtschaft Düsseldorf unplugged” zum Thema Angst und Scham:

Eine Kultur des „NICHT-GENUG“, ist in unserer Gesellschaft keine Seltenheit und führt auch in Unternehmen immer stärker zu Angst- und Schamgefühlen. Sie bremst uns aus, frustriert und blockiert. Erst wenn wir diese Angst und Scham verstehen, ist es uns möglich, authentisch zu führen, zu arbeiten und zu leben. Wir kehren zurück zu Leidenschaft und der Überzeugung, auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können.

Hier geht’s zum Podcast

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